Freitag, 14. Oktober und Samstag, 15. Oktober
Pünktlich um 23 Uhr am Freitagabend rollte der Bus los in Richtung Süden. Erster Halt: Schwarzheide, wo wir insgesamt neun Spielleute des Spielmannszuges Lauchhammer zur Unterstützung einluden. Im nagelneuen 4*Reisebus ging es zunächst Richtung Nürnberg, wo ein Busfahrerwechsel stattfand. Leider fingen wir uns dort eine Stunde Verspätung ein, weil wir den zweiten Busfahrer, der uns nach Spanien begleiten sollte, im Hotel in der Nürnberger Innenstadt abholen mussten. Die Geschichte darum ist obskur: Der eine Busfahrer hatte angeblich die falsche Zimmernummer seines Kollegen notiert und mitten in der Nacht an einer fremden Hotelzimmertür das vereinbarte Weck-Klopfen durchgeführt. Wie auch immer der zweite Busfahrer gefunden wurde, irgendwann rollten wir weiter. Der ein oder andere fand sogar ein bisschen Schlaf. Man sollte meinen, auf unserer vierten Spanien-Fahrt sollten zumindest die „alten Hasen“ geübt sein, was Busfahrt-Schlaf-Posen betrifft, aber bei den ca. alle drei Stunden stattfindenden Pausen sahen doch alle ziemlich gerädert aus.
Bei Karlsruhe kamen wir 20 Minuten lang in einen stockenden Verkehr, ansonsten waren die Straßen frei. Die Zeit vertrieben wir uns mit unruhigem Halbschlaf, Kinder- und Actionfilmen und der Plünderung unserer Lunch-Pakete. Dann durften wir Lose ziehen um unsere Zimmermitbewohner zu finden. Natürlich war das nur ein kleiner Scherz unseres Oberscherzkekses, es sorgte aber für einige Erheiterung.
Um 11:30 Uhr am Samstag überquerten wir die Grenze zu Frankreich, um 22:15 Uhr die zu Spanien und am Hotel in Calella kamen wir ziemlich genau um Mitternacht an, nachdem uns die ortskundige Polizeistreife zu unserem Hotel eskortiert hatte.
Die 25 Stunden Busfahrt lagen allen sehr in den Knochen, aber das Hotel hatte für uns noch ein kaltes Abendessen bereitgestellt und sämtliche Bürokratie rund um unsere Hotelbuchung stand auch noch an. In den Zimmern wartete die ein oder andere böse Überraschung auf uns: Defekte Toilettenspülungen, Stockflecken an den Badezimmerwänden, zu wenige Betten, nicht zu öffnende Zimmertüren und undefinierbare, zurückgelassene Kleidungsstücke von vormaligen Gästen sorgten, auch aufgrund der blankliegenden Nerven für schlechte Stimmung. (Im Nachhinein betrachtet haben wir uns mit dem Hotel gut arrangiert.) Einige fielen trotz der ganzen Aufregung todmüde in die Betten, andere waren wohl schon über den Punkt der totalen Erschöpfung hinaus und so ging es noch auf einen Absacker in eine Bar um die Ecke. Um 3:30 Uhr lagen dann die letzten Übermüdeten in ihren Betten.
Sonntag, 16. Oktober
Am Sonntag fanden wir zunächst Zeit für persönliche Erledigungen. Da wurden Sonnenbrillen und Strandkleider, Hüte und Sandaletten gekauft, denn das Wetter war schöner als erwartet. Gleich darauf sprangen wir in die Fluten. Bis zum Strand läuft man vom Hotel nur ungefähr zwei Minuten, top Lage, kann man also sagen. Am Nachmittag legten wir einen kleinen Spontanauftritt an einem sehr belebten Platz in der Altstadt von Calella hin. Die Generalprobe von der Spielleute-Vereinigung „Komptenhammer (Lauchdorf)“ für alle folgenden Auftritte war sehr gelungen. Natürlich durfte bei diesem strahlenden Sonnenschein auch das obligatorische Strandfoto mit Instrumenten nicht fehlen. Eine zweite Baderunde mit Sangria-Trinken wurde eingeläutet, unweit des Beachvolleyball-Feldes, auf dem sich die Jungen Wilden (und einige andere) austobten. Den Tag ließen wir beim Oktoberfest in Calella ausklingen. Ja, auch das gibt es hier. In einem riesigen Zelt treten nacheinander die verschiedensten Musikorchester auf. Wir hatten uns im Vorfeld dafür nicht angemeldet, obwohl unseren Chef ein kleiner Spontanauftritt doch sehr gereizt hätte. Schließlich ist seine spezielle Verbindung zu diesem deutschen Volksfest hinlänglich bekannt (Oktoberfest auf den Wies’n der Ziegenranch).
Montag, 17. Oktober
Für den Montag stand ein volles Touristen-Programm an, denn wir fuhren nach Barcelona. Nach einer Stunde Busfahrt wurde ein Teil der Reisegruppe an Barcelonas Wahrzeichen, der Sagrada Familia, einer riesigen Basilika, rausgelassen, der sich aufmachte, die Stadt per Fuß zu erkunden. Es ging u.a. zu zwei der berühmtesten Häuser des katalanischen Architekten Antoni Gaudí und mit der U-Bahn wieder zurück zum Ausgangspunkt. Der andere Teil der Gruppe schaute sich währenddessen das Stadion Camp Nou des FC Barcelona an. Jetzt wissen wir, wie die Umkleidekabine der Gastmannschaft aussieht. Am Mittag trafen wir uns alle wieder und fuhren zur Rambla, der größten Bummelmeile Barcelonas. Dort konnte jeder seine Freizeit verbringen, wie es ihm oder ihr gefiel. Anschließend setzte sich der Bus in Bewegung hoch zum Park Güell, einer von Antoni Gaudí entworfenen Parkanlage. Auch dort wieder stand uns einige Freizeit zur Verfügung, in der wir den Park individuell erkunden konnten. Es dämmerte schon, als sich der Bus die engen Straßen hinab in die Innenstadt und dann aus ihr heraus Richtung Calella schlängelte. Ein sehr anstrengender Tag ging zu Ende mit einem fröhlichen Beisammensein vor der hoteleigenen Bar.
Dienstag, 18. Oktober
Es war mal wieder Zeit, die Instrumente in die Hand zu nehmen. Der Dienstag begann mit einem Platzkonzert mitten in der Altstadt von Calella. Unter schönstem Sonnenschein und bei vielleicht 25°C gaben wir ein einstündiges Konzert. Von der Sonne herausgefordert, gingen wir auch an diesem Tag wieder an den Strand. Für den Abend hatten wir uns etwas ganz besonderes überlegt: Einmal die guten alten Zeiten aufleben lassen. Calella liegt von Malgrat de Mar, dem Ort, in dem wir bei den Spanienreisen 2004 und 2009 wohnten, ungefähr 8 km entfernt. Dort gab es damals und gibt es heute immer noch eine besondere Bar: das Waikiki – House of Liter. Der Name sagt es schon: Drinks gibt es hier nur literweise. Hier wurden schon viele Sex on the Beach getrunken, viele Nächte durchgetanzt und viele Bonuskarten gegen Erinnerungs-Tshirts eingetauscht. Auch in diesem Jahr verbrachten wir einen schönen Abend im Waikiki, vielleicht nicht ganz so wild wie in der Vergangenheit. Dafür suchten wir unsere damaligen Hotels – Maripins 2004 und Papi 2009 – und tauschten Erinnerungen aus.
Mittwoch, 19. Oktober
Am Mittwochmorgen weckte uns strömender Regen. Bisher hatten wir mit dem Wetter großes Glück gehabt und auch heute entpuppte sich der Platzregen als kurzer Schauer. Den Vormittag verbrachten wir individuell. Einige Langschläfer lockte erst das Mittagessen aus den Federn, andere zogen einen gepflegten Stadtbummel in der Altstadt von Calella vor. Nach dem Mittagessen versammelten wir uns in unserer Uniform. Für einige unserer Lauchhammeraner Freunde musste erst noch die passende Klamotte gefunden werden, dann konnte es losgehen. Neben dem Musikertreffen, zu dem wir nach Spanien gekommen waren, fand zeitgleich auch ein Internationales Chorfestival in Calella statt. Deren Festumzug begleiteten wir spontan mit unserer Musik. Durch die engen Gassen der Altstadt schlängelte sich der Zug der Choristen. Zum Abschluss des Nachmittags brachten wir dem Besitzer der Strandbar mit dem besten Sangria noch ein Ständchen und schossen gleich noch ein Gruppenfoto am Strand. Den Abend ließen wir auf der Terrasse unseres Hotels ausklingen.
Donnerstag, 20. Oktober
Der Donnerstag stand ganz im Zeichen des Musizierens. Am Vormittag fuhren wir noch einmal nach Malgrat de Mar, wo wir auf einem Platz am Rande der Altstadt ein Konzert gaben. Ähnlich lief auch der Nachmittag ab. Dort spielten wir auf dem Rathausvorplatz in Lloret de Mar. Der Bürgermeister der Stadt übergab uns feierlich eine Erinnerungstafel, in die „Kompetendorf“ eingraviert war. Hatte er da vielleicht an „Trompeten“ gedacht?
Freitag, 21. Oktober
Auch schon fast Tradition, wenn wir nach Spanien fahren, ist eine Bootsfahrt die Küste entlang. So trafen wir uns am Freitag um 8:45 Uhr und stachen in See. 2 ½ Stunden ging es an der Costa del Maresme entlang bis nach Tossa de Mar. Der Seegang war ordentlich, aber alle überstanden die Fahrt unbeschadet. In den vier Stunden Freizeit erkundeten alle die schöne Altstadt, genossen die kulinarischen Angebote und schauten sich den Ort von oben an. Den Rückweg traten wir mit dem Bus an, den wir über abenteuerliche Trampelpfade und Umwege am anderen Ende des Ortes doch endlich fanden. Stadtpläne zu lesen ist auch eine Fähigkeit, über die nicht jeder verfügt… Am Abend enterten wir zu neunundzwanzigst eine Gaststätte auf einem belebten Platz in der Altstadt Calellas. Dort konnten wir noch einigen Chören des Chorfestivals zuhören, die auf einer kleine Bühne die Luft in Schwingung versetzten.
Samstag, 22. Oktober und Sonntag, 23. Oktober
Am Vormittag des Samstags packten wir unsere Koffer, machten die letzten Souvenir- und Verpflegungseinkäufe und gaben unseren Busfahrern Peter und Dieter noch ein kleines Privat-Konzert. Nachdem wir noch ein paar Serrano-Schinken in den Bus geladen hatten, rollten wir Richtung Heimat. Um Punkt 15 Uhr sagten wir Calella „Auf Wiedersehen“.
Auch auf der Rückfahrt hatten wir das Glück in keinen erwähnenswerten Stau gekommen zu sein. Jedoch sorgten zwei andere „Vorkommnisse“ für reichlich Abwechslung: Zunächst funktionierte die Tankkarte der Busfahrer an keiner Tanksäule der kleineren Tankstellen in Frankreich, was unseren Busfahrer kurz wütend werden ließ. Als er dann an einer Mautstelle seine Kreditkarte vermisste und wir auf Deutsch, Englisch und bruchstückhaft auf Französisch versuchten, den Betreibern der letzten Tankstelle die Situation zu erklären und die Karte dann nach halbstündigem Telefonat doch in der Hosentasche des Busfahrers auftauchte, hatten wir eine prima Anekdote unseren Freunden und Familien zu erzählen.
Nach 26-stündiger Fahrt erreichten wir um 17 Uhr am Sonntagnachmittag den Komptendorfer Wendeplatz.
Die lange Busfahrt und die ereignisreiche Woche steckten allen in den Knochen, aber schön war’s vor allem! Vielleicht haben wir in Spanien auch schon eins, zwei neue Kontakte geknüpft, die uns zu zukünftigen Reisen führen. Oder die uns im kommenden Sommer besuchen werden.
Nächster großer Eintrag ins Tagebuch des Spielmannszuges Komptendorf: 10. Internationales Musikfest. Na dann…